Liutprand                                        König der Langobarden (13.6.712-744)
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    744

Begraben: S. Adriano, Pavia
 

Jüngster Sohn des Langobarden-Königs Ansprand und der Theodorada
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2041
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Liutprand, langobardischer König 712-744
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    †

Begraben: S. Adriano, Pavia

Sohn König Ansprands und der Theoderada; Onkel König Hildeprands

  oo Guntrud, bayerische AGILOLFINGERIN
              †

Liutprand, der einzige Sohn König Ansprands, der die Verfolgungen seiner Familie durch König Aripert II. im bayrischen Exil überlebt hatte, gelangte 712 nach der nur dreimonatigen Herrschaft seines Vaters auf den Thron. In seiner langen Regierungszeit intensiv um innere Festigung des Reiches bemüht, trat er als Gesetzgeber und demonstrativ Katholizität und Gottesgnadentum betonender Förderer der Kirche hervor und baute sowohl die Paveser Zentral- als auch die königliche Regionalverwaltung aus. Er nutzte die durch den Bilderstreit hervorgerufenen Erschütterungen der byzantinischen Stellung in Italien, um seine Herrschaft, vor allem in der Emilia und der Romagna, auszuweiten, verzichtete 742 jedoch auf seine Eroberungen im Dukat von Rom und auf andere römische Kirchengüter aufgrund der Bitten Papst Zacharias'. Seine Bemühungen, die beiden Großherzogtümer Spoleto und Benevent unter seine Kontrolle zu bringen, hatten wenigstens zeitweise Erfolg. Liutprand griff nach dem Tod Herzog Theodos (717) zugunsten seiner Verwandten in innerbayerischen Auseinandersetzungen ein und verbündete sich mit dem fränkischen Hausmeier Karl Martell, dessen Sohn Pippin er 737 adoptierte. 738 intervenierte er auf Karl Martells Wunsch siegreich gegen die Sarazenen in der Provence. Seit 735/736, als Hildeprand während einer schweren Erkrankung Liutprands zum König erhoben worden war, beteiligte er diesen an der Herrschaft. Für die Langobarden wurde der erfolgreiche und wohl auch menschlich anziehende König zum Idealherrscher, wie Paulus Diaconus (VI, 58) und andere nach seinem Tod entstandene Quellen bezeugen.

J. Jarnut



Thiele, Andreas: Tafel 226
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

LUITPRAND
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    † 744

Luitprand wurde 712 König, stützte sich auf Bayern, eroberte Korsika, half den Päpsten gegen Byzanz und bestätigte die alten Schenkungen in den Cottischen Alpen. Er hob das Verbot von Mischehen auf, was zur zunehmenden Verschmelzung von Langobarden und Italienern führte. Er geriet mit seiner Eroberungspolitik zunehmend gegen die Päpste, eroberte das Gebiet "Pentropolis" mit Rimini, Urbino, Ancona und anderen Orten und unterstützte Karl Martell gegen die Mauren in Süd-Frankreich, der dafür nicht auf die päpstlichen Hilfegesuche gegen Luitprand einging. Er verbündete sich sogar zeitweise mit dem Exarchen von Ravenna, schloß 743 Frieden mit dem Papst Zacharias und verzichtete auf eine geplante Eroberung von Rom. Die getrennt liegenden Herzogtümer Benevent und Spoleto bekriegte er, band sie aber durch die Einsetzung seiner Neffen Gregor und Ansprand jahrelang fest an die Krone. 741 rebellierte sein Neffe Hildebrand und nahm den Königstitel an. König Luitprand zerstörte gute Ansätze für eine starke königliche Gewalt durch seine fehlende Zielstrebigkeit und scheiterte 744 gegen König Ratchis.

  oo GUNTRUD VON BAYERN
                 †

Tochter des Herzogs Theodebert von Bayern



Liutprand lebte bis 712 mit seinem Vater im bayrischen Exil, bis sie der Bayern-Herzog Theudebert mit einem Heer zurückführte. Außen- und innenpolitisch war seine Regierung sehr erfolgreich. Das größte Anliegen war die innere Festigung des Reiches. Liutprand hielt jährlich Volksversammlungen zur Legitimation seiner Königsmacht ab, und sein Gesetzwerk, die Liutprandi Leges, bewirkte eine hohe Rechtssicherheit in dem allmählich zum Staat herangereiften Reich. Als katholischer König baute er die Hofkanzlei im Sacrum Palatium in Pavia aus, als oberster Richter und Heerführer organisierte er die Ämterhierarchie und regelte per Gesetz das Zusammenwirken der Herzöge und Gastalden als königliche Amtsträger in den Bischofsstädten. Zur Wahrung des Landfriedens erließ er das Verbot von Fehden und untersagte den Verkauf von Freien als Sklaven ins Ausland und regelte die Rechtsverhältnisse bei Mischehen zwischen Langobarden und Romanen. Zugleich zeigte eine rege Bautätigkeit in Pavia die zentralistischen Tendenzen in der Politik des Königs auf. Mit den Bayern war er durch seine Ehe mit der Prinzessin Guntrud dynastisch verbunden, während er freundschaftliche Beziehungen zum Franken-Reich unterhielt, die 735 in der Adoption von Pippin, Sohn des Hausmeiers Karl Martell, durch Liutprand ihren Höhepunkt fand. Er kämpfte wiederholt gegen den Papst und das byzantinische Reich und konnte letztlich, obwohl er die Herzöge seiner Gewalt unterworfen hatte, sein Ziel, die Vertreibung der Byzantiner aus Italien, nicht erreichen. Liutprand, obwohl Analphabet, war dennoch eine der hervorragendste langobardische Herrscherpersönlichkeit. Die Dynastie Ansprands konnte sich allerdings nicht halten. Hildeprand, sein Neffe und seit 736 sein Mit-König, blieb nach seinem Tod 744 nur wenige Monate an der Macht. Die Großen des Reiches wählten Ratchis, den Sohn Pemmos und Herzog von Friaul, zum neuen König.
 
 
 
 

  oo Guntrud von Bayern, Tochter des Herzogs Theodebert
           
 
 
 
 

Kinder:

1 T
 
 
 
 

Literatur:
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Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 37,40-41,48,87,233 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien, Seite 113,118 - Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch VI Kapitel 22,35-58 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 273,277,294,296 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung, Seite 51,53-57,208,253 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -