Die Langobarden

Dieses germanische Volk war, laut zeitgenössischer Quellen, bereits um Christi Geburt an der Unterelbe ansässig. Offensichtlich gehörte der kleine Stamm dem Kultverband der Herminonen (siehe Gamla - Lex) an. In der Mitte des 2. Jh. saßen sie immer noch an der unteren Elbe, während ihr Name aber auch an der mittleren Donau in Erscheinung trat. 200 Jahre nach ihrem ersten Auftreten an der Donau, erschienen die Langobarden erneut an der Grenze des Imperiums, im selben Abschnitt wie 166, als sie mit anderen Barbaren plündernd in die Provinz Noricum eingefallen waren. Sie besetzten "Rugiland" (heute Niederösterreich) und füllten so das Machtvakuum, das nach der Zerschlagung des Rugierreiches an der mittleren Donau entstanden war. Die Langobarden konnten sich offenbar unbehelligt von der römischen Reichsgewalt in "Rugorum Patria" festsetzen und blieben dort viele Jahre. Unter König Tato zogen sie dann aus Rugiland in die weiten Ebenen südlich der Donau (zwischen Tulln und Westungarn- Pannonia I). Nach 3 Jahren kam es zum Konflikt mit dem Herulerkönig Rodulf. Die Heruler erklärten den Krieg und mussten eine große Niederlage einstecken, wonach ihre Macht für immer gebrochen war. Ihr König war gefallen und sie konnten sich nicht in ihren Wohnsitzen halten. Ein Teil zog schließlich nach Norden und kam zu den Warnen. Sie setzten zur Insel Thule über, wo sie bei den Gauten aufgenommen wurden, und wurden so wieder in den Gebieten sesshaft, aus denen ihre Vorfahren ausgewandert waren. Ein anderer Teil schloss sich den Langobarden ein, und ein dritter überschritt 512 die Donau und bekam von Kaiser Anastasius (491- 518) in Illyrien Land zugewiesen. Die Langobarden traten die Nachfolge der Heruler als Großmacht an der mittleren Donau an. Zu Gute kam ihnen dabei das Spannungsverhältnis zwischen Byzanz, Ostgoten und Franken. 

Die imperiale Politik begann mit Wacho, dem achten König aus dem Geschlecht der Lethinger. Ein Usurpator, der seinen Onkel Tato (um 510) ermordet hatte. Dessen Sohn Risiulf floh zu den Warnen und wurde dort auf Wachos Betreiben umgebracht. Hildigis, Risulfs Sohn, war noch ein Kind und floh später mit Gefolge zu den Sklaveniern, von wo aus er mit Hilfe der Gepiden vergeblich versuchte sein Erbe zu bekommen. Wacho betrieb eine geschickte Heirats- und aggressive Eroberungspolitik. Nach dem Tod Theoderichs des Großen (526) nutzte er sofort die Gunst der Stunde, die Sueben, die seit 395 in den Provinzen Pannonia I. und Valeria als Föderaten saßen, seiner Herrschaft zu unterwerfen. Wacho schloss hintereinander drei politisch gute Ehen. Seine erste Frau war Radegunde, Tochter Bisins, des Königs des Thüringerreiches an der Nordwestseite der langobardischen Machtbasis. Seine zweite Frau war die Gepidin Austrigusa, die Ehe mit ihr sollte die Einmischung der Nachbarn im Osten in die Dynastiestreitereien mit Hildigis verhindern und ein weiteres Vorrücken in Pannonien ermöglichen. Letztendlich heiratete er Silinga, Tochter des letzten Herulerkönigs Rodulf, die ihm seinen Sohn und Thronfolger Walthari gebar. Durch diese Ehe wurde die Eingliederung der gebliebenen Heruler gefördert und die dynastische Verbindung zu den bei den Gepiden und im Römischen Reich lebenden Volksteilen hergestellt. Aber nicht nur seine eigene Person verheiratete er geschickt, sondern auch seine Töchter aus der Ehe mit Austrigusa mussten herhalten. Seine ältere Tochter Wisigarda wurde mit dem Merowinger Theudebert I., Sohn Chlodwigs, verlobt. Dieser zögerte die Hochzeit jedoch bis 537 hinaus und seine junge Braut starb vorher in Frankreich. Wacho gab aber nicht auf. Seine jüngere Tochter Walderade wurde mit Theudebald, Theudeberts Sohn, verheiratet. Eine Kinderehe, der Prinz war kaum erwachsen und Walderada weniger als 10 Jahre alt, bekräftige eine fränkisch- langobardische Allianz. Gleichzeitig bemühte sich Wacho um ein freundliches Verhältnis mit Byzanz. 538 wies er Ostgotenkönig Witigis ab, der um Heereshilfe gegen die oströmischen Heere in Italien bat. Wacho verstand es, in den 30 Jahren seiner Regierung, die Langobarden aus großen, existensbedrohenen Kämpfen herauszuhalten. Gegenüber Goten, Thüringern, Gepiden, später den Franken und Byzantinern, verhielt er sich politisch neutral, immer die günstigste Konstellation im Auge behaltend. Innenpolitisch achtete er auf eine gesunde Volksgemeinschaft, die fremdstämmige herulische, suebische und auch romanische Grüppchen assimilierte. Als Wacho starb hinterließ er den unmündigen Walthari, für den Audoin die Regentschaft übernahm. Sieben Jahre später war Walthari tot und Audoin aus dem Geschlecht der Gausen machte sich selbst zum König. Folge waren dynastische Streitigkeiten, denn Hildigis lebte noch.

Durch Audoin fand nicht nur der Dynastiewechsel statt, sondern auch eine Änderung der Außenpolitik. Er gab die neutrale Haltung für die Orientierung nach Byzanz auf und wurde sogleich von Justinian I. (546/47) mit Kastellen bei Pannonien, vielen anderen Festungen und großen Geldsummen beschenkt. Die Langobarden brachen aus ihren bisherigen Sitzen auf und ließen sich an der unteren Donau nieder, nicht weit weg von den Gepiden. Nun plünderten sie Dalmatien und Illyrien, schleppten die Einwohner in die Sklaverei. Durch ihre Ausbreitung nach Südpannonien traten sie in Gegensatz zu Franken und Gepiden. Für Justinian waren die Streitereien zwischen Langobarden und Gepiden auf dem Balkan eine Entlastung bezüglich des italienischen Kriegsschauplatzes, wo die Goten eine Stadt nach der anderen wiedereroberten. Der Ostgotenkönig Witigis hatte schon 536/37 Rätien und Teile von Noricum an Theudebert I. abgetreten, sein Nachfolger Totila überließ die venetischen Provinzen in Oberitalien den Franken. Audoin konnte in dieser Situation nur bei Kaiser Justinian Rückhalt finden und bekam ihn auch. Er verstieß seine erste Frau Rodelinde, Mutter seines Sohnes und Nachfolgers Alboin, und ging eine neue politische Ehe ein. Er heiratete die Tochter des Thüringerkönigs Herminafrid und seiner Frau Amalaberga, einer Großnichte Theoderichs des Großen. Die Ehe erhöhte sein Ansehen und bedeutete gleichzeitig eine weitere Verschlechterung des Verhältnisses mit Franken und Ostgoten, da er durch seine Frau in Thüringen und in Italien Thronansprüche erwarb. Nachdem die Langobarden Pannonia II und Savia besetzt hatten, brach 547 der Krieg mit den Gepiden aus. Beide Parteien suchten beim Kaiser Hilfe, die Langobarden bekamen sie. Über 10000 Reiter, darunter 1500 Heruler, sollten zu Hilfe kommen. Die Streitmacht kam aber nicht zum Einsatz, denn der Gepidenkönig Turisind schloss einen Waffenstillstand. Audoin verlangte Hildigis Auslieferung, die Gepiden lehnten ab, schickten ihn aber in die Verbannung. Zwei Jahre später rüsteten die beiden Parteien wieder zum Krieg, beide Heere zogen sich aber zurück, fast panisch und so kam es zu einem erneuten 2jährigen Waffenstillstand. Turisind suchte Hilfe bei den kutrigurischen Hunnen am Asowschen Meer in Südrussland, von deren Herrschaft man sich etwa 100 Jahre zuvor befreit hatte. Die Hunnen willigten ein und zogen sofort mit 12000 Mann ins Gepidenland. Als sie ankamen lag noch 1 Jahr Waffenstillstand vor, worauf Turisind sie zum Plündern in römische Gebiete schickte. Justinian hatte keine Truppen frei, und löste das Problem, indem er die utigurischen Hunnen anwarb. Verstärkt durch 2000 Krimgoten überschritten die Utiguren den Don, verheerten und unterwarfen das Land der Kutiguren und schlugen auch noch ein, von der Donau zurückkehrendes, hunnische Heer. Die Kutiguren wandten sich an Justinian, der sie als Föderaten in Thrakien ansiedelte und zum Kriegdienst verpflichtete. Der Waffenstillstand lief ohne Einigung ab, der Kaiser machte beiden Seiten Zusagen und ließ beide hängen. Die Langobarden brachen ins Gepidenland ein und brachten den Feinden eine schwere Niederlage auf dem Alsfeld bei. Sie hätten einen endgültigen Sieg errungen, wenn Justinian sie nicht gestoppt hätte. Er sorgte für einen feierlichen Frieden, da er es nicht riskieren konnte, das einer der Kontrahenten übermächtig wurde. Um die letzten Goten in Süditalien und die Franken in Venetien zu bekämpfen, brauchte er stabile Verhältnisse an der Nordseite des Landwegs von Byzanz nach Italien. Alboin und Turisind mussten dagegen, als Usurpatoren, bestrebt sein, ihre Macht im Innern zu erhalten.

 Nach der Schlacht auf dem Alsfeld und dem Friedensabschluss, herrschte lange Ruhe zwischen Langobarden und Gepiden. Audoin und Turisind hatten die innere Macht durch die Beseitigung der gebürtigen Thronfolger, Hildigis und Ostrogothus, gefestigt. Eine neue außenpolitische Situation ergab sich durch die Vernichtung des Ostgotenreiches. Die byzantinisch- langobardische Partnerschaft wurde durch Misstrauen gestört, da die Langobarden nach dem Untergang des ostgotischen Reiches direkte Anrainer des in Italien und Illyricum wieder etablierten Römischen Reiches waren. Konstantinopel sah sich gezwungen, mit den Gepiden anzubandeln, Audoin musste sich andere Bündnispartner suchen und fand sie in den Franken. Noch vor 560 verheiratete er seinen Sohn Alboin mit Chlodsvinda, einer Tochter des Merowingerkönigs Chlothar I. Dieser selbst trennte sich, mit kirchlichem Segen, von der Wacho- Tochter Walderada, der Witwe seines Neffen Theudebald, und reichte sie an den Bajuwarenherzog Garibald weiter. Durch diese Aktion wurden die Gegensätze zwischen Merowingern und Gausen und somit zwischen Franken und Langobarden ausgeglichen, ein Zweckverbund besiegelt.

Audoin starb um 560 und sein Sohn Alboin wurde auf Wunsch aller der 10. König der Langobarden. Zeitgleich starb auch Turisind, und Kunismund folgte seinem Vater auf den gepidischen Thron. Die alte Feindschaft brach wieder durch, nach dem Tod Justinians (565) kam es zum offenen Krieg. Justinians Nachfolger, sein Neffe Justinus II., bot Kunimund Hilfe an, mit der Bedingung, dass er Sirmium bekam. 566 nahmen byzantinische Truppen den Langobarden die Festung ab. Die Franken kamen ihnen nicht zu Hilfe. Die Beziehungen hatten sich abgekühlt. Die Lage erschien Alboin so arg, dass er mit den Awaren ein Bündnis einging. Dieses Reitervolk aus Innerasien, erst seit 558 an der Wolga ansässig und mit Konstantinopel verbündet, bekam ab 565, als es bereits in "Klein- Skythien" an der unteren Donau sein Machtzentrum hatte, enorme Jahresgelder, deren Zahlung Justinius II. einstellte, worauf die Awaren noch empfänglicher für die Vorschläge der Langobarden waren. Im Fall des Sieges über Kunimund, sollten die Awaren das Land der Gepiden bekommen. Allerdings wäre das Bündnis gar nicht mehr nötig gewesen, denn Justinus und Kunimund hatten sich bereits überworfen, da die Gepiden Sirmium nicht geräumt hatten, und so schaltete sich der Kaiser nicht ein.  567 rückten die Langobarden über die Donau und Theiß nach Osten vor, gleichzeitig fielen die Awaren von Nordosten in Tanssilvanien ein. Die Hauptstreitmacht Kunimunds stellte sich den Langobarden. Die Schlacht wurde zum Gemetzel und nur wenige Gepiden überlebten, Kunimund wurde von Alboin persönlich erschlagen und geköpft, aus seiner Hirnschale ein Pokal gearbeitet. Kunimunds Tochter Rosamunde wurde mit vielen Vornehmen gefangengenommen und Alboin machte sie zu seiner Frau. Die Langobarden machten so reiche Beute, dass sie zu gewaltigen Reichtum gelangten. Alle überlebenden Gepiden unterwarfen sich entweder den Langobarden oder standen unter strenger Herrschaft der Awaren, die ihr Land in Besitz genommen hatten. Die gepidischen Truppen von Sirmium unterstellten sich dem Kaiser und übergaben die Festung. Die Langobarden hatten nun gefährliche Nachbarn - die Awaren.

Die Awaren gehörten zur westasiatischen Gruppe der Turkvölker, sowohl kulturell als auch ethnisch, und waren wie die Hunnen Steppennomaden. Ursprünglich saßen sie vermutlich im Altaigebiet oder im heutigen Westturkestan, von wo aus sie im 5. Jh. nach Westen aufbrachen. Erstmals erwähnt wurden sie 465, als sie die Sabiren und andere Volksstämme am Kaspischen Meer vertreiben. Justinian I. verbündete sich mit ihnen gegen die hunnischen Utiguren und andere Steppennomaden im Schwarzmeergebiet (558). Zu dieser Zeit hatte sich ihr Machtzentrum bereits von der Wolga an die untere Donau verlagert, und der Khagan Bájan hatte mit Hilfe der kutigurischen Hunnen in kürzester Zeit die Völker zwischen Wolga und Dnjestr, wahrscheinlich auch die Slawen an Weichsel, Oder und Elbe, unterworfen. Der fränkische König Sigibert I. musste 561/62 und 565/66 mit unterschiedlichem Erfolg in Thüringen und an der Elbe gegen awarisch- slawische Heere kämpfen. In den 60er Jahren des 6. Jh. hatten die Awaren bereits ein Großreich gebildet, dessen Macht vom nördlichen Karpatenbogen über die untere Donau bis zur mittleren Elbe reichte. Die Slawen drängten sich an dei Nordgrenze des Imperiums, wenig später fielen sie als Unterworfene oder Vasallen des Awarenkhagans in die illyrischen Provinzen und bis nach Griechenland ein. Ihre Feinde waren die Türken, die 563 eine Gesandtschaft zum Kaiser schickten. Sie betrachteten die Awaren als entlaufene Untertanen. Als die Türken bereits an der Wolga standen unterwarfen sich die Awaren dem Kaiser, der aber die Zahlungen einstellte und einen Vertrag mit ihren Feinden schloss. Daraufhin ging der Awarenkhagan das Bündnis mit Alboin ein, dass ihm den Gepidenbesitz und schließlich das gesamte Karpatenbecken brachte.

Die Vernichtung des Gepidenreiches und die Rückgewinnung Sirmiums waren für Alboin und Justinus II. Ziele. Noch während die Langobarden den Sieg feierten, griffen die Awaren Sirmium an, das sie als ihren Besitz betrachteten, denn schließlich war es die Hauptstadt der Gepiden gewesen. Die Byzantiner konnten die Festung zwar halten, aber der Khagan schickte zur Vergeltung 10000 hunnische Kutiguren über die Donaugrenze und ließ Dalmatien verwüsten. Alboin erkannte, dass er sein Volk aus der Nähe des Khagans führen musste, da die neuen Nachbarn existenzbedrohend werden konnten. Von Pannonien ging es nach Westen, nach Italien, welches zu erobern vermutlich schon seit längerem auf dem Plan der Langobarden stand. Die Awaren waren gefährlich für die Langobarden, aber noch viel gefährlicher für Byzanz, da sie dem Kaiser durch ihre ständigen Raub- und Eroberungszüge auf dem Balkan militärische Fesseln anlegten. Aber zunächst ließ sich Justinus in einen neuen Krieg mit den Persern verwickeln. 

Im Frühjahr des Jahres 568 versammelte Alboin seine Langobarden, um am 2. April mit seinem Tross (Heer, Frauen, Kinder und Gesinde) nach Italien aufzubrechen. Das Land, in dem sie 42 Jahre gelebt hatten, und das sie nun verließen, erhielten die Awaren, unter der Bedingung, dass die Langobarden jederzeit zurückkehren könnten. Das Heer war zuvor noch durch Sachsen verstärkt worden. Sie nahmen mit 20000 Kriegern, die Frauen und Kinder mitbrachten, an dem Unternehmen teil - insgesamt machten sich 150000- 200000 Menschen auf den Weg. Im Juli/ August 568 besetzten sie - kampflos- Venetien. In Forojuli, dem alten Zentrum Friauls, setzte Alboin seinen Neffen Marpahis als Dux (Herzog) ein, da er sich der strategischen Bedeutung Friauls im östlichen Venetien bewusst war. Aquileia wurde eingenommen, bis zum Einbruch des Winters hatte Alboin alle Städte Venetiens mit Ausnahme Paduas, Monselices und Mantuas erobert, bzw. besetzt.  Nach der Überwinterung setzten sie sich nach Westen in Marsch, um die ligurischen Städte zu erobern. Am 3. Oktober 569 zog Alboin in Mailand ein. Die übrigen ligurischen Städte bis auf die an der Küste, ergaben sich mehr oder weniger kampflos. Pavia bildete eine Ausnahme, denn es musste 3 Jahre belagert werden. Inzwischen wurden Tuscien und große Teile der Emilia erobert, in Süditalien die Herzogtümer Spoleto und Benevent gegründet. Am Ende von Alboins kurzer Regierungszeit (nach drei Jahren und sechs Monaten fiel er einem Mordkomplott zum Opfer) in Italien waren bis auf Rom, Ravenna und einer Reihe von Küstenstädten, die wichtigsten Civitates in langobardischer Hand.

Alboins Tod war ein Gemeinschaftsprojekt, an dem Rosamunde, Alboins Schildträger und Milchbruder Helmichis sowie Peredeo, eine Person aus der engsten Umgebung des Königs, beteiligt waren. Alboin war eine große Führungspersönlichkeit, aber auch ein echter Haudegen und Zechkumpan. Bei einem Gelage im Palast von Verona (damals langobardische Hauptstadt)  kränkte er seine Frau, in dem er sie aufforderte aus der Hirnschale ihres Vaters (wurde bekanntlich zu einem Pokal umgewandelt) zu trinken. Es war Sitte der Langobarden, aus den Schädeln der Besiegten zu trinken, worauf die Kraft und die Fähigkeiten auf den Trinker übergehen sollten. Rosamunde, zutiefst gedemütigt, beschloss, ihren Vater zu rächen. Peredeo wurde von Rosamunde erpresst, denn sie hatte mit ihrer Kammerfrau (seinem Bettverhältnis) den Platz getauscht, und drohte nun, zu verraten dass er mit der Königin geschlafen hatte. Helmichis sollte sich nach der Tat selbst zum König machen, als Milchbruder Alboins war er blutmäßig sicher ebenbürtig. Die Tat wurde schnell ausgeführt, Alboin zog sich eines Tages zu einem Mittagsschlaf zurück, die Wachen wurden abgezogen und Helmichis brachte ihn in seinem Schlafzimmer um - Rosamunde hatte dafür gesorgt, dass Alboin seine Waffen nicht erreichen konnte. Dumm war nur, dass die Verschwörer die Lage falsch eingeschätzt hatten. Trotz diverser Streitigkeiten unter den Clans, beklagten alle den Tod Alboins, Helmichis hatte nicht einmal die Truppen der Hauptstadt hinter sich und die Mehrheit rüstete gegen ihn. Rosamunde, die Helmichis inzwischen geheiratet hatte, wandte sich an den byzantinischen Präfekten in Ravenna, der Schiffe an die Etsch schickte, auf denen die Verschwörer bei Nacht aus Verona (mit dem Königsschatz und der Tochter Alboins) flohen. 572 trafen sie mit vielen Gepiden und Langobarden im Gefolge in Ravenna ein. Der Präfekt drängte nun Rosamunde ihren Mann umzubringen, um ihn zu heiraten. Sie willigte ein und übernahm diesmal selbst die Ausführung. Sie reichte ihrem Mann im Bad ein vergiftetes Getränk, was er jedoch bemerkte und sie zwang - mit seinem Schwert an der Kehle- den Rest zu trinken, so starben sie gemeinsam. Alsvinda, die Tochter Alboins und letzte der Gausen, wurde samt des Königsschatzes, nach Konstantinopel geschickt, wonach man nichts mehr von ihr hörte.

Nach Alboins Tod wurde Clephs zum Nachfolger gewählt - für die Zeit nach seinem Tod 574 werden insgesamt 35 Herzöge genannt, denen die Langobarden in Italien für 10 Jahre unterstanden. Die wichtigsten waren Zaban von Pavia, Wallari von Bergamona, Alahis von Brescia, Ewin von Trient und Gisulf von Cividale. Auf ihre Heere und die Wirtschaftkraft der eroberten Städte gestützt, agierten die langobardischen Herzöge immer selbständiger, aber auch willkürlicher. Den Verfall der Einigkeit, der schon zu Alboins Zeit begonnen hatte, konnte auch von Cleph nicht eingedämmt werden. Nachdem er 572 in Pavia einstimmig zum König gewählt worden war, versuchte er mit zu harter Hand, sein Königtum zu stärken und den Egoismus der einzelnen Herzöge zu unterbinden. Scheinbar zwang er die föderierten Völker unter langobardisches Recht, worauf die Sachsen das Bündnis kündigten und aus Italien abzogen. Unter seiner Regierung kam es auch zu einer ersten Verfolgung der einheimischen romanischen Oberschicht. Viele der Großgrundbesitzer wurden umgebracht oder vertrieben, ihre Güter eingezogen. Nach nur anderthalb Jahren wurde er von einem Sklaven mit dem Schwert getötet. Es kam zu keiner Königswahl mehr, die Herzöge wirtschafteten in ihre eigenen Taschen. Das Recht der Einheimischen galt nichts mehr, Domänen wurden beschlagnahmt, Eigentümer ermordet und vertrieben, alle anderen - egal ob in der Stadt oder auf dem Land - mussten 1/3 ihrer Arbeitserträge abtreten, Kirchengut wurde eingezogen, Priester erschlagen. 

Tiberius II. Constantinus, der seit 575 Mitkaiser in Byzanz war, schickte ein großes Heer nach Ravenna, um die Langobarden zu vertreiben, was aber misslang. So blieb ihm nichts anderes übrig, als mehrere langobardische Herzöge in seinen Sold zu nehmen. Die Langobarden dehnten ihren Machtbereich in Italien noch weiter aus, selbst Gallien war vor den Eroberungszügen der Herzöge nicht sicher. Tiberius schloss 581 ein Bündnis mit den Franken, er konnte den Perserkrieg erfolgreich beenden und sich den Frieden mit den Awaren erkaufen. 582 wurde Maurikos Kaiser, der König Childebert von Austrien anheuerte und in mit starker Heeresmacht nach Italien schickte. Die Langobarden verschanzten sich und schlossen mit den Franken Frieden, worauf Maurikios in die Röhre schaute, auf seine Geldrückforderung bekam er nicht einmal eine Antwort.

Den Langobarden war nun erst die Gefahr eines byzantinisch- fränkischen Bündnisses richtig klar geworden. Die Selbständigkeit der Herzöge ließ kaum ein geschlossenes Handeln zu, den drohenden Untergang vor Augen, beschlossen sie das Königtum wieder aufleben zu lassen.  Gekrönt wurde Authari, Sohn Clephs. Nach altem Muster traten die Herzöge die Hälfte ihres Besitzes an die Krone ab und schufen damit die Vorraussetzungen für den Aufbau und Unterhalt eines königlichen Staates. Authari nahm den Gentilnamen Flavius an, zur Legitimierung seines Anspruchs gegenüber den romanischen Untertanen - seitdem war er Teil des langobardischen Königstitels. Die Zuständigkeiten und Abgabepflichten wurden geregelt, es gab keine Gewalttaten, Plünderungen und Anschläge mehr. Neben den innenpolitischen Reformen war aber Autharis Regierungszeit vor allem durch die Kriege gegen die Franken und Byzantiner bestimmt.

Seit dem Beginn des 6. Jh. lag Bayern im Spannungsbereich der Mächte. In der Zeit nach 568 waren die Voraussetzungen für ein langobardisch- bajuwarisches Bündnis günstig. Herzog Garibald wollte sich dem Einfluss der austrasischen Franken entziehen und Authari musste die Alpenübergänge gegen die Franken sichern. Zur Bündnissicherung hielt Authari um Theodelinde, Garibalds Tochter, an. Die Gesandtschaft kam auch mit positiven Nachrichten zurück, aber Authari - jung, von edler Gestalt, mit hellem lockigem Haar und hübschem Antlitz, noch keine 30 Jahre alt - wollte sich seine Braut selbst ansehen. Inkognito reiste er nach Bayern und bekam die Gelegenheit Theodelinde zu beäugen. Garibald wurde bald darauf von Tassilo abgelöst, sein Schicksal und das seiner Frau blieben unbekannt. Theodelinde und ihr Bruder Gundoald flohen nach Italien, zum zukünftigen Ehemann. Gundoald bekam sofort das Herzogtum Asti zum Lehen, Authari und Theodelinde feierten am 15. Mai 589 ihre Hochzeit. Das Glück der beiden dauerte aber nicht lange an. Authari musste sich zum Ende seiner Regierung mit dem drohenden Untergang des Reiches auseinandersetzen. Seit dem letzten Angriff aufs Langobardenreich, waren die diplomatischen Beziehungen zwischen austrasischem König und dem Kaiser von Konstantinopel noch inniger geworden. Brunichilde, die Mutter des jungen Childebert, war die treibende Kraft. 590 wurden Truppen auf den Weg geschickt, der Krieg bestand aber eher aus Scharmützeln und Plündereien, bis die fränkischen Heerscharen, durch Seuchen und Hunger dezimiert und demoralisiert, 590 Italien verließen. Das war noch einmal gut gegangen, Authari versuchte Frieden mit dem Frankenkönig zu schließen, der aber die Verhandlungen verzögerte und unterdessen starb Authari am 5. September 590 in Pavia - vermutlich wurde er vergiftet.  

Der neu gewählte König Agilulf Ewin, Herzog von Trient, schloss schließlich den Frieden mit den Franken, bei dem ausdrücklich das Klientelverhältnis bestätigt wurde - und gerade dies legitimierte die Franken zur Einmischung in die inneritalienischen Verhältnisse, was schließlich zum Untergang des Langobardenreiches führte. Agilulf heiratete Theodelinde - Witwe Autharis, Enkelin Wachos- , legitimierte so seinen Anspruch, was umso wichtiger war, da er thüringischer Abstammung war. Durch sie hatte er aber auch eine Mittlerin zum katholischen Klerus und den romanischen Untertanen.  

Agilulf war bei der Hochzeit bereits in den 40gern und hatte mind. eine Ehe hinter sich. Theodelinde war noch jung, gerade um die 20. Mit Konsequenz und politischen Weitblick ging er in den 19 Jahren seiner Regierungszeit gegen die inneren und äußeren Feinde vor. Am Anfang stand der Frieden mit den Franken, den sein Schwager Ewin erreichte. Anschließend ging er resolut gegen die Herzöge vor, die sein Königtum nicht anerkennen wollten, und noch härter gegen diejenigen, die sich 590 auf die Seite der Franken oder Kaiserlichen geschlagen hatten - es kam zu Beseitigungen und sogar Hinrichtungen. Die nun frei gewordenen Herzogtümer wurden mit Männern seines Vertrauens besetzt - sie wurden Amtsherzöge, die wieder dem König unterstellt waren. Der Frieden mit den Franken wurde von ihm eisern gehalten, mit den Awaren schloss er mehrere Friedensverträge, womit der die Freiheit bekam, gegen die kaiserlichen Truppen vorzugehen, denn der Kaiser hoffte immer noch Italien zurückzugewinnen. Rom wurde zum zweiten Mal von den Langobarden belagert, Papst Gregor schloss schließlich einen Frieden, der durch Theodelinde vermittelt wurde. Danach sollte Rom 500 Pfund Gold als jährlichen Tribut zahlen, was dem Kaiser zuviel war. Aber 598 kam es zum Frieden. Die friedliche Koexistenz dauerte aber nicht lange an. Der neue Kaiser Gallicinus eroberte Parma und setzte die Tochter Agilulfs aus erster Ehe, mit ihrem herzoglichen Gatten, in Ravenna gefangen. Agilulf schloss mit den Awaren einen Frieden auf ewige Zeit, eroberte gleichzeitig Padua, und verwüstete im Verbund mit Awaren und Slawen Istrien, um dann auch Cremona und Mantua zu erobern. Auf dem Gipfel seiner Macht ließ Agilulf 604 seinen 3jährigen Sohn Adaloald im Circus von Mailand als Mitkönig inthronisieren und verlobte ihn zur Sicherung der Dynastenfolge mit einer Tochter des austrasischen Frankenkönigs Theudebert II. Zugleich besiegelte die fränkische Gesandtschaft einen ewigen Frieden. Als Agilulf 616 eines natürlichen Todes starb, war bis auf wenige Erweiterungen die Eroberung der Apenninenhalbinsel abgeschlossen.

Auf Agilulf folgte sein Sohn Adoald, der später für verrückt erklärt und abgesetzt wurde, er ging ins byzantinische Exil und wurde dort später ermordet. Dann kam König Airoald aus dem Geschlecht der Caupas (626- 36),vormaliger Herzog von Turin, der mit Adoalds Schwester Gundeperga verheiratet war. Aus seiner Regierungszeit ist nicht viel bekannt, nur dass er mit dem Frankenkönig Dagobert (629- 39) ein Bündnis schloss. Beide bekämpften erfolgreich das slawische Großreich. Weiter ging er nicht besonders sanft mit seiner Frau um, wegen Ehebruchs beschuldigt, schloss er sie 3 Jahre in einem Kastell ein, und erst die Vermittlung des Frankenkönigs Chlotar II. (613- 629) brachte ihr die Freiheit und ihren Platz zurück. Ähnliches passierte Gundeperga allerdings auch mit ihrem zweiten Mann, König Rothari (636- 52), der sie 5 Jahre unter Hausarrest stellte.

Rothari, Herzog von Brescia, wurde von den Großen des Reiches zum König gewählt, er war gerade 30 Jahre alt. Die Witwe seines Vorgängers, die etwa gleichaltrig war, diente ihm als Mittel zum Zweck. Er versuchte die Macht der Herzöge einzuschränken, was ihm scheinbar auch gelang. Er erreichte die innere Festigung des Reiches mit seinem Erlass Edictus Rothari, wonach er sich gegen die byzantinischen Besitzungen in Italien wandte. Von Pavia aus eroberte und zerstörte er alle Städte Liguriens. Die Gebietsgewinne fielen nicht den Herzögen zu, sondern wurden Kronland. Rotharis unmittelbarer Herrschaftsbezirk erstreckte sich vom Gardasee und den Grenzen des Exarchats von Ravenna in der Emilia bis zum Meer und den Seealpen. Neustrien entwickelte sich allmählich zum Zentrum königlicher Machtsphäre, während das austrische (östliche) Oberitalien mit seinen Herzogtümern Trient, Verona und Friaul eher stillstand und sich in Krisenzeiten häufig dem Königtum unterwerfen musste. Das Langobardenreich war über Generationen abgerundet, der Zusammenhang zwischen den einzelnen Teilgebieten hergestellt, und wie zum Machtbeweis zerstörte Rothari die kaiserliche Stadt Opitergium, vernichtete das byzantinische Heer vor den Toren Ravennas - hier fielen über 8000 Römer. Gleichzeitig ging ein Teil des Heeres in Süditalien gegen die Byzantiner vor, entlastete so die königlichen Truppen im Norden. Noch kurz vor seinem Tod 652, mit 46 Jahren, schloss Rothari einen Waffenstillstand mit Byzanz. 

Rotharis Sohn und Nachfolger regierte nur 5 Monate lang. Aripert I. (653- 62) wurde zum König gewählt, er war der Sohn Gundoalds von Asti, Bruder Theodelindes, und somit ein echter Agilolfinger. Sein Vater war 616 durch einen Pfeilschuss getötet worden. Aripert suchte eine friedliche Koexistenz mit Byzanz - eine absolute Umkehrung der Bestrebungen Rotharis. Nach 9jähriger Regierung hinterließ er das Langobardenreich seinen beiden Söhnen Godepert und Perctarit, die sich die Herrschaft teilten, ohne das die Wahlbestätigung erfolgt war. Die Opposition wurde auf den Plan gerufen, Misstrauen und Angst zwischen den Brüdern begünstigten deren Sache noch. Godepert suchte Unterstützung und verfiel auf Herzog Grimoald von Benevent, dem er die Hand seiner Schwester bot. Grimoald, schon recht betagt, nahm an, denn er hatte die Absicht, das Königreich selbst an sich zu reißen. Eine Reihe von Herzögen war eingeweiht, vielleicht hatten sie ihn sogar zu dem Machtübernahmeversuch gedrängt. Das Herzogtum Benevent übergab er seinem Sohn Romoald und machte sich dann mit seinen Truppen auf den Weg nach Norden. Grimoald erstach Godepert und übernahm die Regierung. Godeperts kleinen Sohn Raginpert ließ er entkommen, wie auch Perctarit, der nach Skythien floh. Seine Frau Rodelinde und den kleinen Sohn Cunicpert schickte er in die Verbannung. Er selbst heiratete wie geplant die Tochter Airperts, und legitimierte sich so dynastisch, die Königswürde wurde durch die Volksversammlung bestätigt. Seine beste Legitimierung war aber seine Macht, denn kein König vor ihm hatte die nord- und süditalienischen Besitzungen in seiner Hand vereint. Die Anhänger der alten Dynastie sammelten sich in Turin und Asti, von wo aus sie gemeinsam mit den Franken gegen den König Stellung bezogen. Dieser drohte inzwischen den Awaren mit Krieg, sollten sie Perctarit nicht ausliefern. Tatsächlich kehrte dieser nach Italien zurück und unterwarf sich dem König, worauf er ein großes Haus und eine stattliche Apanage bekam. Trotzdem blieb er eine Bedrohung und wieder wurde sein Tod beschlossen, dem er aber wiederum durch Flucht, diesmal nach Frankreich, entging. Schließlich griffen die Franken, zugunsten der bajuwarischen Dynastie, in die Streitigkeiten ein, schickten ein Heer nach Italien, das aber fast vollständig vernichtet wurde. Aber auch Byzanz trat wieder in den Lichtkegel der Geschichte, denn 663 versuchte der Kaiser Italien wieder als Ganzes für sein Reich zu gewinnen, was ihm nicht gelang. Als Grimoald nach 9jähriger Regierung 671 an den Folgen eines Aderlasses starb, hinterließ er ein Reich, das bis auf das Exachat, Rom und Neapel fast ganz Italien umfasste. 

Perctarit (671-88) kehrte drei Monate nach Grimoalds Tod aus dem fränkischen Exil nach Italien zurück, wo er begeistert empfangen wurde. Garibald, den Sohn Grimoalds und seiner Schwester, stieß er vom Thron und wurde einstimmig zum König gewählt. Mit dem römischen Imperium und dem Oströmischen Reich kam es zum Ausgleich. Die Langobarden gaben die Eroberungspolitik auf und Konstantinopel verzichtete endgültig auf die Wiedergewinnung Italiens. Nach dem Tod Perctatris übernahm Cunincpert (688- 700) das Königtum. Nach seinem Tod kam erst nach 3jährigen Thronwirren Aripert II., ein Enkel des 662 von Grimoald ermordeten Godepert, auf den Thron, der bis 712 regierte.

Die neue Friedensperiode wurde nur durch den Aufstand Alahis von Trient und den Bürgerkrieg von 688 sowie einer weiteren gefährlichen Rebellion in Friaul gestört, als Ansfrit von Reunia das Herzogtum an sich riss. Damit nicht zufrieden, legte er sich auch mit dem König an und geriet schließlich vor Verona in Gefangenschaft, wurde geblendet und in die Verbannung geschickt. Aus den siegreichen Kämpfen ging das Königtum gestärkt hervor.

Beim Tod Cunicperts 700 kam es zu Erbstreitigkeiten unter den Mitgliedern der sogenannten bajuwarischen Dynastie, aus denen Aripert II. (703-12), als Sieger hervorging. Sein ärgster Gegner, Ansprand, Vormund Liutprands, Sohn des verstorbenen Königs, floh ins bayrische Exil, während seine Familie, die in Ariperts Hände gefallen war grausam verstümmelt wurde. Dem ältesten Sohn Ansprands, Sigiprant, wurden die Augen ausgestochen, seiner Frau Theodorada und seiner Schwester Aurona ließ Aripert Nase und Ohren abschneiden. Nur den jüngsten Sohn, Liutprand, ließ er zu seinem Vater ins bayrische Exil entkommen. Trotz dieser Grausamkeiten scheint der König friedliebend und fromm, aber auch geizig gewesen zu sein. Spoleto und Benevent ließ er die weitgehende Unabhängigkeit und in Friaul konnte er die Herzöge eh ab- und einsetzen wie er wollte.

Nach 9jähriger Verbannung zog Ansprand mit einem bajuwarischen Heer unter Führung des Bajuwarenherzogs Theudebert nach Italien. Die Schlacht blieb unentschieden, doch Aripert beging den Fehler, sich aus dem Heerlager nach Ticinum abzusetzen, worauf das Heer meuterte, weil es sich verraten fühlte. Aripert musste aus Pavia entfliehen und ertrank im Ticinus. Seine Familie floh nach Burgund und verschwand aus der Geschichte.

Ansprand, der von den Langobarden zum König erhoben wurde, starb nach 3monatiger Herrschaft, sein Sohn Liutprand wurde am 13. Juni 712 auf den Thron gehoben. Er regierte 32 Jahre und war außen-  und innenpolitisch sehr erfolgreich. Sein größtes Anliegen war die innere Festigung des Reiches, er hielt jährliche Volksversammlungen zur Legitimation seiner Königsmacht ab, und sein Gesetzeswerk Liutprandi Leges, bewirkte eine hohe Rechtssicherheit in dem allmählich zum Staat herangereiften Reich. Als oberster Richter und Heerführer organisierte er die Ämterhierarchie und regelte per Gesetz das Zusammenwirken der Herzöge und Gastalden als königliche Amtsträger in den Bischofsstädten, denen in der Ämterpyramide die Schultheißen, Decani und Saltarii als Vorsteher von Dörfern und kleineren ländlichen Bezirken nachgeordnet waren. Zur Wahrung des Landfriedens untersagte er Fehden, den Verkauf von Freien als Sklaven ins Ausland und regelte die Rechtsverhältnisse bei Mischehen zwischen Langobarden und Romanen. Er strebte nach hegemonialer Herrschaft in Italien, das er naturgemäß gegen den Widerstand von Byzanz und Rom, gleichermaßen auch gegen Spoleto und Benevent durchsetzen musste. Voraussetzung dafür war die Wahrung des Friedens an den Nordgrenzen Italiens. Mit den Bajuwaren hatte er sich dynastisch verbunden, indem er Guntrud, eine Prinzessin, geheiratet hatte, die ihm nur eine Tochter gebar. Am wichtigsten jedoch war ein gutes Verhältnis zu den Franken, bei denen Karl Martell als Majordomus die Macht hatte. Eine gemeinsame Aktion 725, bei Streitigkeiten in Bayern brachte dies und das gute Verhältnis der beiden Herrscher, fand 10 Jahre später seinen Höhepunkt in der Quasiadoption Pippins, des Sohnes von Karl Martell. Der schickte seinen Sohn zu Liutprand nach Pavia.

Hildeprant, Neffe und seit 736 Mitkönig, blieb nach dem Tod Liutprands 744 nur wenige Monate an der Macht. Die Großen des Reiches wählten Ratchis, den Sohn Pemmos und Herzog von Friaul, zum neuen König. Während der Regierungszeit König Ratchis (744- 49), der als Herzog von Friaul Liutprand treu gedient hatte, geriet das Reich in die Krise. Ratchis war ein besonnener und zugleich tapferer Mann, ein großer Krieger, der sich aber trotzdem als König nicht durchsetzen konnte. Er verfolgte die Politik seines Vorgängers, konnte aber die Großen des Reiches nicht für sich gewinnen. Es kam zu schweren inneren Unruhen und Revolten. Der frömmelnde Ratchis war sehr römerfreundlich, gleich nach seinem Amtsantritt verlängerte er den 20jährigen Friedensvertrag mit dem Papst. Er war mit der vornehmen Stadtrömerin Tassia verheiratet. Um seine politische Basis zu sichern, machte er große Schenkungen, privilegierte die königlichen Gefolgsleute und unterstützte die langobardische Unterschicht durch seine soziale Gesetzgebung. Weitblickend baute er auf eine friedliche Koexistenz mit Rom und Ravenna, weil das Verhältnis mit den Franken gespannt war. Pippin war dort seinem Vater in der Herrschaft gefolgt und stand somit automatisch im Gegensatz zur Dynastie Ratchis, der die Gefahr erkannte und die Festungen in den Alpen wieder herrichten und die Grenzen streng kontrollieren ließ. Vielleicht hätte es auch alles geklappt, wenn er nicht von der langobardischen Opposition gezwungen worden wäre, gegen das byzantinische Italien vorzugehen. Nachdem er vom Papst wieder zum Frieden bewogen wurde, wurde er von den Langobarden abgesetzt und sein Bruder Aistulf zum König erhoben. Ratchis zog sich ins Kloster Monte Cassino zurück.

Der tatkräftige Aistulf (749-56) kündigte die Eroberung ganz Italiens an, was er auch bald in die Tat umsetzte. Voraussetzung für seine Eroberungspolitik war die Heeresreform. Die Wehrpflichtigen, d.h. alle Italiener mit langobardischem Personalrecht, wurden nach ihrem Besitz geschätzt. Die erste Kategorie, reiche Grundbesitzer mit mehr als sieben Hintersassen oder vergleichbar wohlhabende Händler, musste voll gepanzert und beritten zum Heerbann stoßen. Die zweite Kategorie, Besitzer von 40 Joch Land oder entsprechend reiche Händler, hatte mit Pferd, Lanze und Schild anzutreten. Und selbst die Ärmsten mussten sich mit Schild, Pfeil und Bogen dem Heeresaufgebot anschließen. Damit griff er die alte Heeresordnung wieder auf. Alle Freien, egal ob langobardischer oder romanischer Abstammung waren aufgrund ihrer Rechte wehrpflichtig. So entstand ein zahlenmäßig großes Volksheer, in dem zwar die schwerbewaffneten Berufskrieger den Kern bildeten, dessen taktische Qualitäten aber äußerst gering waren, was sich vor allem gegen die fränkischen Heere zeigte. Für die italienischen Verhältnisse waren sie aber gut genug. 751 eroberte Aistulf Ravenna, machte es zur zweiten Hauptstadt des Langobardenreiches. Auch Spoleto und Benevent, die sich wieder mal mit dem Papst gegen den König verbündet hatten, unterwarf er, so dass das Langobardenreich 751 auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. In diesem Jahr wurde auch Pippin vom Papst ermutigt, sich selbst zum König zu erheben, da die Merowinger längst nicht mehr regierungsfähig waren und die fränkischen Hausmeier – Arnulfinger und späteren Pippiniden bzw. Karolinger- seit 700 die Reichsgewalt im Frankenreich wahrnahmen.

Nach vergeblichen Verhandlungen mit Aistulf, richtete sich der verzweifelte Papst Stephan II. (752- 57) 753 hilfesuchend an Pippin III. Im Jahr darauf reiste er selbst zu Pippin und schloss mit ihm den Vertrag von Ponthion, der 754 durch fränkische Volksversammlung ratifiziert wurde. Damit wurden die Franken zur Schutzmacht des Papstes ernannt, zugleich die Teilung des Langobardenreiches festgelegt. Südlich der Linie Luni bis Padua wurde alles Land, das Exachat, Spoleto, Benevent und die byzantinischen Provinzen, dem Papst, der Rest Italiens den Franken zugesprochen. Als Gegenleistung für diese „Pippinsche Schenkung" salbte Stephan II. Pippin und seine Söhne Karl und Karlmann in der merowingischen Königskirche der Abtei St. Denis nochmals zu Königen. Pippin brach im folgenden Jahr mit seinem Heer nach Italien auf.

Aistulf wurde bereits in der ersten Schlacht in Piemont geschlagen. Im Friedensvertrag musste er die fränkische Oberherrschaft und den byzantinischen Besitz in Italien anerkennen. 756 belagerte er vertragsbrüchig mit drei Heeren Rom, worauf Pippin ein zweites Mal nach Italien zog und diesmal die Langobarden vernichtend schlug. Im erneuten Friedensvertrag mussten die Langobarden den Franken Tributzahlungen zugestehen und alle byzantinischen Städte im Exachat samt Ravenna dem Papst übergeben, womit die Grundlagen des Kirchenstaates geschaffen wurden.

Beim Tod Aistulfs 756 waren die Langobarden nur noch eine Mittelmacht. Der Traum von der Hegemonie (Überlegenheit, Vorherrschaft) und dem Königreich Italien unter langobardischer Führung war ausgeträumt. Der Papst und seine fränkische Schutzmacht bestimmten die Politik.

756 verließ Ratchis das Kloster Monte Cassino und bemächtigte sich des Throns in Pavia. Dagegen lehnte sich Desiderius, Herzog der Toskana, auf. Er verbündete sich mit dem Papst und Pippin, worauf der frömmelnde Ratchis vom Papst überredet wurde wieder ins Kloster zurückzukehren. Nachdem Desiderius (756-74) als König anerkannt worden war unterwarf er Spoleto und Benevent wieder seinem Königtum, die Absprachen mit dem Papst und Pippin ignorierend. In Süditalien setzte er Arichis als Herzog ein. Die geschickte Politik des Königs brachte hauptsächlich Vorteile für das Papsttum und 763 einen Vertrag zur Einhaltung des Friedens ein. Desiderius festigte seine Macht, indem er viel Königsbesitz in Klostergut verwandelte, auf das er ungefährdet zurückgreifen konnte und machte zugleich seinen Sohn Adalchis zum Mitkönig. Außerdem ging er 763 ein antikarolingisches Bündnis ein, indem er seine Schwester Liutperga mit Herzog Tassilo III. von Bayern vermählte. In Italien hatte sich die Stellung Desiderius so weit gefestigt, dass seine Truppen 767 in die Streitigkeiten nach dem Tod Papst Pauls I. eingreifen konnten, und bald darauf heiratete der Frankenkönig Karl (768- 814) gegen den Willen des Papstes Desiderata, eine Tochter des Desiderius. Ein tiefgreifender Wandel in den Machtverhältnissen ergab sich aus dem unerwarteten Tod Karlmanns (768-71), der sich mit Karl die Macht geteilt hatte. Karl riss die Alleinherrschaft an sich, die Familie Karlmanns musste ins Langobardenreich fliehen. Karl verstieß seine langobardische Frau und kündigte somit das brüchige Bündnis mit Desiderius. Für Desiderius ungünstig war außerdem, dass mit Papst Hadrian in Rom wieder die antilangobardische Partei ans Ruder gekommen war, die Karl aufforderte zu ihren Gunsten in Italien einzugreifen, seiner Rolle als Schutzherr gerecht zu werden. Der Langobardenkönig wollte die bedrohliche Lage durch Verhandlungen mit dem Papst bereinigen, der aber die Einbeziehung der Franken forderte und vor allem die Erfüllung der Zusagen, die Desiderius bei seinem Regierungsantritt gemacht hatte. Nach dem Scheitern der Verhandlungen griff Desiderius das inzwischen päpstliche Exachat an, um Hadrian zu zwingen, die Söhne Karlmanns und Gegner Karls im italienischen Exil zu fränkischen (Gegen-)Königen zu salben. Hadrian weigerte sich und rief Karl zu Hilfe. Fränkische Gesandtschaften konnten Desiderius nicht zum Einlenken bewegen und Karl musste, trotz der Sachsenkriege, in Italien einmarschieren. Der Angriff erfolgte 773. Das fränkische Heer sammelte sich bei Genf und fiel über den Mont Cenis und die Clausen nach Oberitalien ein, wo sich die Langobarden panikartig nach den ersten Kämpfen in die Poebene zurückzogen. Desiderius verschanzte sich in Pavia, Adalchis setzte sich mit der Familie Karlmanns nach Verona ab. Die langobardischen Truppen lösten sich auf und suchten Schutz hinter den Mauern ihrer Städte oder ergaben sich den Franken. Spoletaner setzten sich zu Hadrian nach Rom ab und unterwarfen sich dem Papst.

Nach den anfänglichen Erfolgen zog sich der Krieg hin, zwar konnten einige norditalienische Städte erobert werden, doch blieb Pavia trotz sechsmonatiger Belagerung uneingenommen. Karl zog daraufhin mit seinen Truppen nach Rom, um dort das Osterfest zu feiern. Im Juni 774 eroberte er Pavia. Desiderius und seine Frau Ansa wurden gefangengenommen und ins Frankenreich gebracht, der Mitkönig Adalchis floh nach Byzanz. Die Familie Karlmanns verschwand aus der Geschichte und Karl war gratia Dei rex Francorum et Langobardum.

Dies zeigte das Ende des selbständigen Reiches. Das Königreich der Langobarden, später das regnum Italiae, mit seinem Staatsvolk blieb in Personalunion mit den fränkischen Herrschern weiter bestehen, langobardisches Recht hatte Gültigkeit bis ins 12. Jh. Nur das Großherzogtum Benevent und die im 9. Jh. abgespalteten Fürstentümer Capua und Salerno erhielten sich ihre Unabhängigkeit im Spannungsfeld zwischen Kirchenstaat, Byzanz und den Sarazenen, bis sie im 11. Jh. in die normannischen Staaten Süditaliens eingegliedert wurden.

 

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